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Mit der Transsibirischen Eisenbahn ins Reich der Mitte
Mit Eisenbahn, Bus und Flugzeug bereisen wir, meine Frau und ich, den östlichen Teil derVolksrepublik China. Die Anreise erfolgt über die ostsibirischen Hauptstadt Irkutsk und die
damalige
Volksrepublik Mongolei. Nach mehrtägigem Aufenthalt in Beijing (Peking) besuchen wir die Städte Xian, Luoyang, Suzhou, Wuxi, Hangzhou, Shanghai und Chongqing. Von dort bringt uns die Linienfähre 1.000 km flußabwärts auf dem Yangtsekiang nach Yueyang. Über Guilin und Guangzhou (Kanton) erreichen wir schließlich Hongkong. Dazwischen liegen unvergessliche Eindrücke von einer über 3.000 Jahre alten Kultur, faszinierenden Landschaften und die Begegnung mit Menschen, denen man sich meistens nur per Zeichensprache verständlich machen konnte.
Auszüge aus meinem Reisetagebuch: Während der Anreise. Die Wüste Gobi wandelt sich immer mehr von
einer staubigen Steppe in echte Sandwüste. In der Ferne sind nur schemenhaft schmutzig-braune Gebirgszüge zu erkennen. Die Bahnlinie führt abwechselnd durch flaches Land und auf Dämmen oder über Brücken, die metertiefe von heftigen Regengüssen ausgespülte Einschnittte überspannen. Der Wind peitscht den Sand und bildet eine wellige Dünenlandschaft. Neben der Bahn auf beiden Seiten ein schmaler Gürtel windbrechender Anpflanzungen. Stellenweise hat die Wüste einen leichten grünen Schimmer, und es tauchen vereinzelt Schaf- und Ziegenherden auf. In der Ferne ziehen Kamelkarawanen vorbei. Kleine Dörfer und einzelne Anwesen huschen vorbei. Sie sind von Mauern aus gebrannten Lehmziegeln oder aufgeschichteten Steinen umgeben, die den starken Wind und den Treibsand abhalten. Die Windhosen, die den gelben Sand spiralförmig in die Höhe saugen, erinnern auch immer wieder daran, dass wir noch durch die Wüste fahren. Weiter im Süden folgen dann weite landwirtschaftlich genutzte Flächen. Der staubige dunkle Lößboden ist geplügt und geeggt. Anscheinend wartet man nur auf den ersten Frühlingsregen.
Auf dem Yangtsekiang. Während unterwegs nur ab und zu ein Boot auf
dem Fluss zu sehen ist, oder uns eine Fähre aus Osten entgegenkommt, herrscht rund um die Städte geschäftiges Treiben auf dem Wasser. Ruderboote, Fähren und Frachtkähne beleben den Fluss. Geschäftig geht es auch um unsere Fähre zu, es wird ein- und ausgeladen, Passagiere kommen und gehen, und fliegende Händler versuchen, ihre Produkte an den Mann zu bringen. Alle Städte am Fluss liegen hoch über dem Flussbett und sind nur über unzählige Treppen zu erreichen, Straßen zum Verladen der Waren, die per Lkw angeliefert werden, führen spitzwinklig zum Ufer herunter. Erst als wir erfahren,dass der Yangtsekiang selbst an diesen breiten Stellen bei Hochwasser 30 m ansteigt, ist der Sinn solcher Einrichtungen verständlich. Nur noch wenige Jahre und diese romantisch-abenteuerliche Reise gehört der Vergangenheit an.
Der Li-Fluss bei Guilin. Behäbig scheint der breite Fluss sich seinen Weg zwischen den scheinbar willkürlich in die Landschaft gestellten
steil aufragenden Kegeln zu bahnen. Nur an den zum Teil mit großer Geschwindigkeit über den Fluss schießenden Bambusflößen erkennt man die gewaltige Strömung, mit der sich das Wasser seinen Weg bahnt. Auf den Flößen, aus drei mit Tauen zusammengebundenen dicken Bambusstangen, gerade breit genug für eine Person, sitzen oder stehen Männer und Frauen, um zum Fischfang zu fahren, ihre Gemüseernte zu transportieren, oder einfach, um das Flussufer zu wechseln.
Hinter jeder Flussbiegung ändert sich das Panorama. Die Berge kämmen
die Feuchtigkeit aus der Luft und versorgen so die Flora mit dem wachstumsfördernden Nass. Es gibt kaum eine kahle Stelle im Fels oder auf dem Boden. Besonders eindrucksvoll bietet sich diese Landschaft von einem Pass dar, den wir nach Verlassen des Schiffes mit dem Bus passieren. In den zwischwen den Kegeln eingelagerten Reisfeldern wird eifrig gearbeitet. Mit einer an einer langen Stange befestigten 'Schöpfkelle' heben Frauen das Wasser aus einem Bewässerungskanal in einen anderen auf höheren Niveau. Die Bauern pflügen mit Büffelgespannen die überfluteten Reisfelder, und in kleinen Gruppen bewegen sich die mit flachen kegelförmigen Strohhüten gegen die Sonne geschützten Frauen beim Auspflanzen der Reissetzlinge durch die silbrig glänzenden Reisfelder.
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